Ich denke: JA! Die neuen Smileys haben meiner Meinung eindeutig eine Berechtigung und sind eine Bereicherung für Facebook, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheint und sie zugegebenermaßen zunächst plump und kitschig daher kommen. Facebook hat diese neue Funktion jedoch in einigen Ländern bereits vorab ausgiebig getestet und sich erst danach für einen weltweiten Rollout entschieden. Die neuen Symbole stehen für Liebe (ein Herz), Lachen (ein entsprechendes Emoji-Symbol mit der Bezeichnung „Haha“), Überraschung („Wow“), „Traurig“ (Gesicht mit Träne) und „Wütend“ (rot im Gesicht).
Emotionen sind mehr als nur ein Like
Nicht jeder Beitrag wird von den Rezipienten gern mit „Gefällt mir“ markiert. Es gibt viele Beiträge die gut und wichtig sind, wo ein „Like“ aber emotional oder moralisch einfach unangebracht wäre. Da der Newsfeed Algorithmus aber die Qualität eines Beitrags unter anderem an den Interaktionen der Empfänger bewertet, kann die neue Vielfalt durchaus sehr nützlich für einige Seitenbetreiber sein. Nämlich für die, die nicht immer nur lustige oder positive Inhalte verbreiten.
Das Märchen vom Dislike Button
Da sich viele Facebook Nutzer gerade wundern dass es keinen neuen „Dislike“ Button gibt, sollte man folgendes unbedingt noch erwähnen:
1. Der Dislike Button stand offiziell von Facebook als solcher nie zur Debatte und war eine Falschmeldung beziehungsweise Interpretation der Medien.
2. Einen Dislike Button in dem Sinne gibt es schon lange, er heißt „Beitrag melden“ bzw. „Beitrag verbergen“ und sollte bei Bedarf auch genutzt werden. Facebook analysiert nicht nur die positiven Reaktionen über Interaktionen sondern auch das negative Feedback zu Beiträgen. Wenn ich also etwas in meinem Newsfeed nicht sehen möchte, dann habe ich bereits einige praktikable Möglichkeiten.
Es gibt viel Unsicherheit bezüglich der Auswirkungen der neuen Emojis. Besonders angeheizt durch die vorangegangenen „Dislike-Button“ Gerüchte sind sich zahlreiche Seitenbetreiber über die Auswirkungen der neuen Reactions noch unsicher, so wie hier im Beispiel des Fotograf Felix Rachor.
Die Auswirkungen der Reactions auf den Newsfeed
„Wow“ oder „sad“ sind Emotionen die man als Reaktion auf den Beitrag äußern kann, diese werden vom Algorithmus aber zunächst gleichermaßen positiv für den Beitrag gewertet, genau wie ein Like. „Beitrag melden“ oder „verbergen“ hingehen sind für Facebook ein negatives Feedback zu dem Beitrag. Das ist ein großer Unterschied den man nicht verwechseln sollte.
Es spielt keine Rolle ob jemand “wow” oder “sad” nutzt – alle Reactions werden gleich behandelt.
Thomas Hutter, Inhaber und Geschäftsführer der Hutter Consult GmbH
Aus: Was bedeuten die Reactions für den News Feed Algoritmus?
Zusätzlich bieten die neuen Reactions auch für Unternehmen die Chance ihre Fans besser zu verstehen. Zukünftig kann man nicht mehr nur nach der Anzahl der Interaktionen auswerten, sondern auch nach der Art der gezeigten Emotionen.
Facebook selbst kündigt an, die neuen Reactions genau zu beobachten und aus ihnen zu lernen und so den Newsfeed nach und nach anzupassen:
„Over time we hope to learn how the different Reactions should be weighted differently by News Feed to do a better job of showing everyone the stories they most want to see.“
Sammi Krug, Product Manager Facebook, What the Reactions Launch Means for News Feed
Die Reactions als Chance für Unternehmen
Einige Unternehmen waren bereits sehr schnell und haben auf die neuen Emojis reagiert. So hat Chevrolet auf Facebook beispielsweise bereits einen Videoclip „From Like to Love“ veröffentlicht:
Auch auf der Facebook Seite von Netflix gab es bereits gestern pünktlich zum Roll-Out den ersten Beitrag dazu:
Die Band Milk & Sugar hat sich ein unterhaltsames Screenshot-Video-Spiel mit den verschiedenen Emojis ausgedacht und erhielt dafür 127 Likes, 17 Love, 15 Wow, 12 Haha, 5 Sad und 3 Angry.
Ähnlich wie bei Netflix nutzt auch Mentos Deutschland die Reihenfolge der Emojis als Gag.
Bereits bei der Ankündigung der neuen Emojis vor einigen Wochen, glänzte die Netflix Serie Narcos, indem sie das Thema aufgriff und blitzschnell reagierte. Der Beitrag wurde schnell viral und über tausend mal geteilt.
Auch auf der Seite von The Oatmeal gab es heute eine Karikatur der neuen Reactions:
Die Seite Heimatmeer gehörte mit diesem Beitrag zweifellos zu den Gewinnern. Der Beitrag wurde über 10.000 mal geteilt.
Wer jetzt krampfhaft überlegt wie man die neuen Emojis in den Content integriert sollte gewarnt sein, nicht jede Idee ist unbedingt smart und wird zum viralen Erfolg. Ich bin gespannt was da noch auf uns zu kommt.
Beispiel von Sportbox Trainingscards.
Fazit
Ob und wie stark sich die Nutzung der neuen Reactions durchsetzen wird bleibt natürlich abzuwarten, auch ist natürlich nicht ausgeschlossen dass Facebook hier nachbessern wird, aber den Grundgedanken der dahinter steckt finde ich persönlich sehr gut nachvollziehbar.
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Februar 25, 2016 at 9:13 pm
Dass die Reactions auf empirischer Basis und auf Auswertungen von Wordings in Kommentaren entstanden sind, hat Facebook deutlich gemacht. Insofern wird man sich das natürlich gut überlegt haben, um Wortmeldungen besser beurteilen zu können – und verkauft das ja auch so Marken und Unternehmen. Ob aber die Skala, die man von Linke bis Angry nun präsentiert hat, nicht vielleicht zu kurz greift und tatsächlich die wesentliche Bandbreite an „Reaktionen“, zumal mit der nötigen Trennschärfe, abbildet, scheint noch fraglich. Und – aber das ist ja oft bei neuen Features so – die Usability könnte man noch ein wenig optimieren. Den Mehrwert für den Nutzer sehe ich noch nicht – der added value für Seitenbetreiber und Markenartikler ist da vielleicht eher zu erahnen. Mir scheint auf jeden Fall keine Bereicherung der Kommunikation der Nutzer untereinander gegeben – Sprache ist und bleibt relevanter, die Verkürzung auf Emoticons wird in einer Vielzahl von Fällen eher zu Missinterpretationen des Nutzer-Feedbacks führen. My 50 Cents. 😉
Februar 25, 2016 at 11:58 pm
Hallo Kai. Da gebe ich dir recht, ausreichend ist dies nicht. Zum Mehrwert für die Nutzer: Ich habe eben die wage Hoffnung, dass Facebook durch die Reactions z.B. auch „traurige“ Beiträge besser bewerten kann und diese so eher eine Chance haben in meinem Newsfeed zu erscheinen, was ich persönlich als Mehrwert empfinden würde im Verhältnis zu den ganzen Fun-Posts. Das klappt aber nur, wenn die Nutzer es auch verstehen und nicht den wütenden Emoji wählen um Inhalte als Qualitativ schlecht zu bewerten. Ich denke der Grundgedanke ist generell auch die Anzahl der Interaktionen wieder zu erhöhen, ob das klappt steht natürlich auf einem anderen Blatt und wird sich noch zeigen. Zudem bin ich auch überzeugt, dass dies nicht der Weisheit letzter Schuss von Facebook zu dem Thema ist. Spannend ist es auf jeden Fall. Vielen Dank für deine Gedanken dazu.